Der Rebsortenbestand der A.O.C. Médoc

Hinsichtlich des Rebsortenbestandes muss man wissen, dass in Frankreich die A.O.C. ( « Appellation d’origine contrôlée », Label der Ursprungsbezeichnung) bestimmt, welche Rebsorten benutzt werden dürfen. Die A.O.C. Médoc verbietet eine Sortenreinheit, der Médoc- Wein ist deshalb Ergebnis von immer mindesten zwei und höchstens 6 Rebsorten. Ausgewählt unter Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Carmenère (Familie der Cabernet Weine), Merlot und Malbec( Familie Merlot) und Petit Verdot.

 

Wie man weiss, geben drei Elemente dem Wein sein Gleichgewicht: Alkohol, Säure und Tannin. Es ist selten, dass eine einzelne Rebsorte all diese Eigenschaften besitzt. Jede Rebsorte bringt mindestens eine und oft zwei der drei mit. Deshalb baut der Winzer je nach seinen Zielsetzungen und nach Beschaffenheit seines Bodens zwei, drei oder noch mehr Rebsorten an. Wir können kurz drei Familien nach ihren Eigenschaften klassifizieren:

  • Familie Cabernet: Tannin und Säure
  • Familie Merlot: Tannin und Alkohol
  • Petit Verdot, der die seltene Eigenschaft hat alle drei zu besitzen: Tannin, Säure und Alkohol

Wir stellen fest, dass alle das Tannin gemeinsam haben, normal für die Weine des Médoc, denen man nachsagt, dass sie besonders lagerfähig sind, denn es sind hauptsächlich die Tannine, die den Wein reifen lassen.

Der aktuelle Rebsortenbestand des Weingutes

Drei Epochen sind Ursprung des heutigen Rebsortenbestandes des Château Saint-Aubin.

Eine erste Epoche beginnt zur Zeit meiner Grosseltern. Ich kenne den Anfang nicht, aber ich kenne das Ende: 1965-1966. Ich war zu dem Zeitpunkt fünf Jahre alt. Mein Grossvater rehydrierte die Weinfässer aus Holz für die Weinlese und nahm mich in die Weinberge mit, um die Reife der Trauben zu sehen. Wir gingen durch allen Parzellen, die nach dem Zweiten Weltkrieg gepflanzt worden waren: vom Malbec zum Cabernet Franc; vom Carmenère zum Petit Verdot. Zu der Zeit hatten Merlot und Petit Verdot noch nicht ihr hohes Ansehen erworben.

 

Eine zweite Epoche erstreckt sich zur Zeit meiner Eltern: von 1974- 1989. In dieser Zeit werden die Weinberge neu angelegt: Malbec lässt seinen Platz dem Merlot, Carmenère seinen dem Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc bleibt präsent, Petit Verdot verschwindet.

 

In der dritten und letzten Epoche von 1990-2014 vergrößern Florence und ich die bestehenden Flächen von Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Merlot um das Doppelte, um bei dem gleichen Wein zu bleiben und ihn zu beobachten. Uns fiel sehr schnell auf, dass es dem Wein an Säure fehlte. Grund hierfür ist der Kies-Sand- Boden , der im Gegensatz zum Kalk-Lehm-Boden nur wenig Säure produziert. Wir entschlossen uns daraufhin, Petit Verdot zu pflanzen, der bei voller Reife natürlich reich an Säure ist. Das Ergebnis hat unsere Erwartungen übertroffen. Der Petit Verdot verhielt sich wunderbar an der Seite des Merlot und brachte immer exzellente Cuvées hervor. Allerdings zeigten Cabernet Franc und Sauvignon nicht das erwartete Ergebnis, was uns veranlasste, den dritten Cabernet der uns zur Verfügung stand, auszuprobieren: den Carmenère.

 

Dieser Versuch erwies sich als sinnvoll und hat uns erlaubt, unserem Wein das zu geben, was wir für ihn gesucht hatten. Die Wiedereinführung der beiden Rebsorten aus der Zeit meines Grossvaters wurde mit einem unerwarteten Erfolg gekrönt, was uns dazu brachte, auch Malbec anzubauen. Die erste Ernte lässt eine vielversprechende Zukunft für unseren Wein erwarten.

So haben wir bis heute das Glück, die sechs Rebsorten der A.O.C Médoc zu besitzen, zu beobachten, zu vergleichen, zu degustieren und sie zu einem einzelnen Wein zusammenzufügen: dem Château Saint Aubin. Der Merlot bringt uns Alkohol, Milde, Fülle und Finesse, der Malbec die Frische der roten Früchte, der Cabernet Franc Noten von schwarzem Pfeffer und delikates Tannin, der Carmenère eine würzige Basis mit reichen, lieblichen Akzenten des Südens, der Cabernet Sauvignon kräftiges, elegantes und raffiniertes Tannin und der Petit Verdot die frische Säure, Tannin der schwarzen Früchte und eine unvergleichliche Reichhaltigkeit.

 

Wir stellen fest, dass eine Rebsorte über alle Zeiten hinweg zur Nutzung fortbestanden hat: Der Cabernet Franc. Das ist kein Zufall, wie wir sehen werden. Langezeit haben wir irrtümlich geglaubt, dass unsere Rebsorten von den Römern eingeführt wurden. Ihre Rebsorten des Südens gewöhnten sich nicht an das raue Klima unserer Atlantikküste und verfielen.

Dafür fanden die Römer vor Ort den perfekt angepassten Cabernet Franc und bauten diesen reichlich aus.

Ursprünglich aus Navarra ( dort ist es die Rebsorte der A.O.C. Irrouléguy) hat er die ganze Atlantikküste besiedelt und ist die Loire hinauf gewandert (dort is es die Rebsorte der A.O.C. Chinon). Es ist die Atlantik Rebsorte par Excellence und man findet ihn in vier der sechs Médoc Rebsorten wieder. In der Tat hat sich der Wein, der sich durch geschlechtliche Fortpflanzung reproduziert, genetisch weiterentwickelt und durch die Befruchtung in der Nähe wachsender Reben ein hohe Anzahl an Mutationen angesammelt. Es haben sich spontane Kreuzungen ergeben und eine grosse Anzahl von neuer Rebsorten sind so entstanden. Das ist der Fall unserer sechs Rebsorten, die auffällige oder agronomisch interessante Charaktereigenschaften tragen, mit denen sie die Aufmerksamkeit der Weinbauern angezogen haben und zu anerkannten Rebsorten geworden sind.